Darum geht es in diesem Beitrag:
- Was sind Food-Trends?
- Was steckt hinter dem Begriff "New Glocal"?
Foodreport 2022
Seit über 25 Jahren beschäftigt sich Hanni Rützler mit dem Wandel unserer Esskultur. Für das Zukunftsinstitut untersucht sie seit einem Jahrzehnt die Entwicklungen in der Lebensmittelbranche und veröffentlicht ihre Ergebnisse im jährlich erscheinenden Foodreport. Hanni Rützler ist Ernährungswissenschaftlerin, Gesundheitspsychologin und führende Food-Trendforscherin.
Was sind Food-Trends?
Die Trendforschung versucht anhand von Food-Trends den Wandel von Esskultur und des Ernährungssystems zu beschreiben und zu analysieren. Food-Trends – oder auch aktuelle Ernährungsentwicklungen – geben Antworten auf aktuelle Probleme im Zusammenhang mit unserer Esskultur, der Lebensmittelwirtschaft und zeigen Lösungsvorschläge. Sie sind ein Spiegelbild der Zeit, indem sie Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte abbilden. In diesem Zusammenhang stehen Food-Trends für bestimmte Werte, stiften Identität und lenken uns bei unseren täglichen Ess-Entscheidungen. Food-Trends haben eine Haltbarkeit von 5 bis 10 Jahren und entwickeln sich stetig weiter. Sie sind nicht mit Megatrends zu verwechseln.
Food-Trend New Glocal
Schon während der Pandemie hat sich gezeigt, dass globale Lieferketten massive Schwierigkeiten haben. Das globale Beschaffungsmanagement steht vor dem Hintergrund der Klimakrise in der Kritik. Das praktizierte Modell Lebensmittel aus der ganzen Welt zu beschaffen, führte zu einen großen Leistungs- und Kostendruck lokaler Produzent/innen. Wir bekommen allmählich ein Gespür, was die Ausfälle und Lieferengpässe der „europäischen Kornkammer“ bedeuten. Globale Abhängigkeiten, Ausfälle und Kanppheiten sind mehr den je ins öffentliche Bewusstsein gerückt.
Es zeigt sich, dass Lieferketten neu aufgestellt werden müssen. Die Nahrungsmittelwirtschaft muss sich verstärkt auf eigene Binnenmärkte ausrichten. Diese Neuausrichtung kommt auch den Wünschen der Verbraucher/innen nach, transparente Lieferketten zu schaffen, heimische Produzenten mehr zu unterstützen und Herkunftsbezeichnungen zu stärken.
New Glocal ist nicht nur die Antwort auf die starke Erschütterung der globalen Nahrungsmittelwirtschaft. Es besteht der Wunsch, nach einem sinnvolleren Verhältnis zwischen lokal produzierten und global importieren Lebensmitteln. So berücksichtig New Glocal nicht nur regionale und globale Zusammenhänge, sondern verleiht diesem auch eine neue Rangordnung. Die regionale Verfügbarkeit schlägt den günstigsten Preis. Und dort, wo weiterhin auf internationale Importe gesetzt wird, verändern sich die Spielregeln. Es wird mehr Transparenz entlang der Lieferketten eingefordert, Kooperationen mit Fair-Trade-Produzent/innen geschaffen und auf ökologisch-wirtschaftende Betriebe gesetzt.
Die vielfältigen Krisen und ihre Auswirkungen suchen nach einer Neuausrichtung des regionalen und globalisierten Ernährungssystems. Dazu zählen regionale Agrarstrukturen und nachhaltiges Wirtschaften, kürzere transparente Lieferketten und ein neuer Fokus auf Binnenmärkte.